Simple Songs
Christian Muthspiel – trombone, piano, e-piano, toy piano, flutes
Steve Swallow – bass guitar
2014, IN+OUT records IOR CD 77120-2
Music composed and produced by Christian Muthspiel,
except “Himmelblau” composed by Werner Pirchner.
“Mein! Yours?“ based on “Mein!” by Franz Schubert.
„On Simple Songs, Muthspiel and Swallow admirably demonstrate the beauty and perfection that the art of the duet can offer.“ DOWNBEAT MAGAZINE
„It’s a true miracle of lyricism.“ LONDON JAZZ NEWS
„Hier ist die Einfachheit das Ergebnis langen Nachdenkens, der Endpunkt eines Gangs um die Welt herum. (…) Wie von der Natur selbst erfunden.“ WELTWOCHE
„Jeder Song für sich ist eine Feier des Weniger-ist-Mehr und der klaren melodischen Linearität. Ein Fest der Hörbarmachung des Einfachen.“ RONDO
Liner Notes
Christoph Ransmayr:
Simple Songs – Ein Albumblatt zur Musik von Christian Muthspiel und Steve Swallow
Simple Songs: Ich erinnere mich an Sommernachmittage in den Flußlandschaften meiner Kindheit, an Schotter- und Sandbänke, auf denen meine Gefährten und ich mit Holunderflöten – abgeschnittenen Ästen, aus denen wir das Mark herausgeklopft und in die entstandenen Röhren mit einem Taschenmesser Grifflöcher geschnitten hatten – musizierten; erinnere mich an von Flußbremsen durchschwirrte Stunden, in denen wir von der Strömung glattgeschliffene Steine, bis zu den Knien im glitzernden Wasser stehend, im Rhythmus regelloser Gesänge aneinanderschlugen oder sie in rasender Folge in die Wellen warfen und so den Fluß zu unserer Trommel machten; erinnere mich an Duette auf Bandgras, das wir zwischen unsere Daumenballen preßten und darauf bliesen… und erinnere mich an Vogelmusik, die wir mit unseren bloßen, zu Resonanzräumen geschlossenen Händen erzeugten, aus denen dann die Stimme eines Uhus, eines Kauzes oder eines anderen klagenden Nachtvogels durch jenen Auwald drang, in dem wir im Verlauf endlos scheinender Kinderjahre so vieles zum Klingen brachten, was sich im Schilf, im Uferdickicht, unter Bäumen oder im seichten Wasser fand. Aber welche Tonfolgen uns dabei auch immer glückten – die meisten von ihnen galten doch dem Versuch der Nachahmung von Instrumentalmusik, Klarinetten, Blechmusik, die wir im Radio, auf einem Platzkonzert unter den Kastanienbäumen unseres Dorfes tatsächlich – oder auch nur in den Traumlandschaften von Märchen und Abenteuerbüchern mit einem inneren Ohr gehört hatten.
Auch wenn der Unterschied zwischen dem, was wir auf unserem Instrumentarium erspielten und den jeweiligen Vorbildern so dramatisch war, daß wir eine Verwandtschaft zwischen den Tönen etwa der Holunderflöte und einer Orgelpfeife mit der bloßen Behauptung überbrücken mußten, dies sei die Orgel, dies eine Trompete, und so klinge der Schrei der Eule.., hatten am Ende doch selbst unüberbrückbare Unterschiede kaum Bedeutung, weil wir ja wußten, was gespielt wurde. Deshalb brauchten wir auf unseren Instrumenten die Finger auch nicht zu artistischen Griffen spreizen wie ein in Jahren und Jahrzehnten geübter Flötist oder Bassist, sondern wir sangen in wortloser Lautmalerei einfach die Melodien zu dem, was an Tönen und Geräuschen von unseren Instrumenten aufschwirrte, kreischte oder auch nur steinern klackte.
Wenn ich den von Christian Muthspiel komponierten und von ihm gemeinsam mit seinem Gefährten Steve Swallow zum Schwirren, Fliegen, Schweben gebrachten Simple Songs folge, werden meine Hörräume manchmal zur sommerlichen Flußlandschaft, in der sich die Äste des Wilden Holunders, Steine, Gräser in Hals und Korpus einer Bassgitarre oder den Stimmzug und Schallbecher einer Posaune verwandeln und zu in mitreißender Leichtigkeit gespielten Instrumenten werden, auf denen selbst schwierigste Klangfolgen niemals etwas anderes zu sein scheinen als ein virtuoses Spiel. Denn wer das Einfache als das zu begreifen, ja hörbar zu machen versucht, was es ist, ein Grundstein nämlich unserer Welt und Wirklichkeit, muß ein Virtuose sein, wenn er einen dieser Steine zum Klingen bringt.
Christoph Ransmayr:
Simple Songs – Leaf notes on the music of Christian Muthspiel and Steve Swallow
Simple Songs: I recall summer afternoons in the river landscapes of my youth, the gravel and sand banks on which my companions and I made music on elderwood flutes – severed branches, from which we had knocked out the pith and cut finger holes with a penknife in the resulting tubes; I recall hours buzzing with horseflies, when we would stand up to our knees in the glittering water and bang together stones rubbed smooth by the current to the beat of anarchic songs, or toss them into the waves in quick succession, making the river our drum; I recall duets on blades of grass that we would press between the balls of our thumbs and blow on, and I recall producing bird music by cupping our bare hands into soundboxes, from which the call of an eagle owl, a tawny owl or a plaintive nightbird would ring out through the riverside forest; there, we would summon sounds from the many things we found among the rushes, in the bushes on the banks, under trees or in the shallows during seemingly endless childhood years. Yet most of the tunes we managed to conjure from them were attempts to emulate the instrumental music, clarinets and brass bands we had listened to on the radio or at a concert under the horse chestnuts on the village square – or merely heard with an inner ear in the dreamworlds of fairytales and adventure books.
Even if the disparity between what we could play on our makeshift instruments and their archetypes was so vast that we were forced to bridge the distant kinship between the notes of, say, the elderwood flute and an organ pipe by plainly stating that this was an organ, this a trumpet, and this sound an owl’s shriek, ultimately even such unbridgeable disparities were more or less irrelevant, because we knew what was being played. Nor did we need to splay our fingers into artful positions on our instruments like a flautist or a bassist with many years and decades of practice; instead we simply sang the melodies in wordless, onomatopoeic accompaniment to the notes and sounds that our instruments sent swirling, screeching or with a stony click into the air.
When I hear the Simple Songs that Christian Muthspiel has composed and then he and his companion Steve Swallow have made twirl and soar and float, I am sometimes transported to a riverbank in summer, where the branches of a wild elder tree, stones and grasses become the neck and body of a bass guitar or the tuning slide and bell of a trombone played with thrilling ease, and even the most complex melodies seem but a virtuoso’s pleasure garden. For he who seeks to capture the simplicity that is the cornerstone of our world and our experience, and bring it to our ears, must be a virtuoso, since he has wrung sound from these stones.
(Translated by Simon Pare)
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