Christian Muthspiel – DIARY – selected recordings 1989-2022
Double CD, total playing time 2hrs 27min
A personal compilation of 32 tracks from 14 of Christian Muthspiel’s
most important albums on the occasion of his 60th birthday in 2022.
Christian Muthspiel – trombone, piano, electric piano, recorders, voice, looper, conductor
&
Ernst Jandl, DK Dyson, Sainkho Namchtilak, Anna Hauf, Anca Parghel – voice
Gerald Preinfalk, Anatoly Vapirov, Nicolas Simion – reeds
Tomasz Stanko, Matthieu Michel – trumpet
Roland Dahinden – trombone
Benjamin Schmid – violin
Wolfgang Muthspiel – guitars, violin
Franck Tortiller – vibraphone, marimba
Reinhard Micko – piano
Steve Swallow, Gary Peacock, Jerome Harris, Georg Breinschmid,
Peter Herbert, Klaus Koch – bass
Paul Motian, Bobby Previte, Wladimir Tarasov, Alex Deutsch – drums
Orjazztra Vienna
2022, Emarcy/Universal Music 4590784
Liner Notes
Linernotes von Roland Spiegel > English
Viele Klangsprachen – ein Sound
Christian Muthspiels „Diary“ mit Aufnahmen aus 33 Jahren
Blechblasinstrumente heben zu Jodlern an. Ein E-Bass groovt zu einem Thema aus der Renaissance. Die Klänge einer Marimba, eines Vibraphons und eines Klaviers fügen sich zu einem schillernden Klangmosaik über einer zärtlich-sehnsüchtigen Melodie. Die alte Schallplattenaufnahme eines Chors kündet vom „Tanzen und Springen“ – eine Posaune und eine E-Gitarre machen soulig ein „Dancing“ und „Jumping“ daraus. Obertongesang erklingt. Blockflöten tänzeln – in nur scheinbarer Altertümlichkeit. Eine Geige und eine knarzende Posaune geben sich zünftig. Die Stimme eines Dichters imitiert rhythmisch das Rattern tödlicher Geschosse. Eine Parade immer kerniger werdender Dialekte marschiert im kantig-musikalischen Skandieren eines ständig wiederholten Satzes auf. Ein vielköpfiges Jazz-Orchester legt feine Klangschichten in melancholisch-doppelbödiger Schönheit übereinander. Ein Fender Rhodes Piano bohrt sich bluesig ins Gemüt.
Viele Klangsprachen. Viele Stimmungen. Viele Welten. Die Musik auf diesen beiden CDs flutet das Ohr mit Farben; mit Tönen unterschiedlichster Herkunft und Beschaffenheit. Aber: Diese vielen Welten sind eine. Was hier vorliegt, in insgesamt zwei Stunden und 27 Minuten, kann, wer will, als eine einzige große Komposition hören. 32 Stücke aus 33 Jahren hat der Posaunist, Pianist und Komponist sowie auch Bandleader Christian Muthspiel hier versammelt: Von 1989 bis 2022 stammen die Aufnahmen. Aber die Stationen werden hier nicht etwa chronologisch durchwandert. Sondern die Dramaturgie dieser beiden CDs richtet sich nach Kriterien der Hör-Lust, und zwar derjenigen des Musikers selbst, aus zum Teil großer zeitlicher Distanz heraus. Der Urheber dieser Klänge ging in seinem Schaffen auf Entdeckungsreise – und lässt jetzt die Hörer:innen mit entdecken, was er zutage gefördert hat.
Ein wichtiger Hintergrund für die hier versammelte Musik liegt in Christian Muthspiels familiärer Herkunft. Er wurde 1962 in der Steiermark geboren. Sein Vater war Leiter einer Druckerei und nebenbei Chorleiter – dies jedoch umso passionierter. Musik gehörte zum Familien-Alltag. Die Eltern und die vier Geschwister musizierten und sangen regelmäßig, vor allem alpenländische Volksmusik und Jodler. Und vom Plattenspieler gab es fast täglich Chormusik der Renaissance. Diese unterschiedlichen Klangwelten bezeichnen die Brüder Christian und Wolfgang Muthspiel als „Soundtrack ihrer Kindheit“. Wolfgang, einer der weltweit gefragtesten Jazzgitarristen, bildete mit Christian über einen Zeitraum von 25 Jahren ein brüderliches Jazz-Duo. Christian wurde Posaunist, Pianist, Bandleader, Komponist und nicht zuletzt auch Dirigent klassischer Orchester. Alpenländische Volksmusik und Renaissancemusik sind große Einflüsse in Christian Muthspiels Schaffen geblieben. „Die Konfrontation mit der Polyphonie der Renaissance war wohl ein wichtiger Anstoß dafür, dass ich mich irgendwann mit Jazz befasst habe“, sagt er. „Es gibt hier wie dort eine Gleichwertigkeit der Stimmen. Alle Stimmen als gleich wichtig zu behandeln, ohne dass es Vorder- oder Hintergrund, Haupt- oder Nebenstimme gibt, hat viel zu tun mit verschiedenen Formen des improvisatorischen Zusammenspiels.“
Die beiden prägenden Einflüsse sind in den 32 Aufnahmen manchmal direkt hörbar – und manchmal zeigen sie sich auf andere Art. In vielen Stücken sind Soli und Begleitungen stark miteinander verzahnt – statt nach dem bewährten Schema Solo plus Rhythmusgruppe zu funktionieren. Der überwiegende Teil der Aufnahmen verzichtet auf ein Schlagzeug. Von einer „Lust auf Polyphonie“ spricht Christian Muthspiel auch, wenn er seine Arbeit der letzten Jahrzehnte durchgeht. Sie ist ständig zu finden: am auffälligsten in den verschiedenen Hommagen an den englischen Renaissance-Komponisten John Dowland – in Stücken mit „Tränen“ im Titel, mal in aktueller Schreibweise, „Tears“, mal in historischer, „Teares“ – und in den für ein Jazz-Ensemble ausgearbeiteten Jodlern.
Die Dowland-Hommagen klingen verblüffend natürlich. Sie verschmelzen Themen-Expositionen, die stark nach historischer Musik klingen können, wie beiläufig mit brillant verzahnten Improvisationen. Wie organisch gewachsen wirken diese Stücke, und das hat auch mit der Güteklasse der Bandmitglieder zu tun, die hier mitwirken: der leise amerikanische Meisterbassist Steve Swallow, der französische Vibraphonist Franck Tortiller und der Schweizer Flügelhornist und Trompeter Mathieu Michel oder auch in einem Fall der Bassist und Mit-Österreicher Georg Breinschmid, alles Musiker mit einem auffallend starken Gespür für Klang und Struktur. In einem Stück wie Tears of Love spiegelt sich Renaissance-Polyphonie in völlig gleichwertigen Improvisationen der vier Musiker, die Hand in Hand gehen statt zu wetteifern.
In den Jodlern zeigen sich zwei wesentliche Eigenschaften von Christian Muthspiels Arbeit besonders deutlich: Liebe und Geist. Denn diese Jodler – im Programm der europäisch-amerikanischen „Yodel Group“, mit der der Bandleader, wie mit fast allen seiner Ensembles, über Jahre immer wieder auf Tournee war – sind keineswegs Parodien. Sie feiern die Schönheit von mit Blasinstrumenten makellos gespielten Dreiklängen und lustvoll jauchzenden Melodien. Und sie bringen dieses alpenländische Musik-Erbe, in das mindestens ein imaginäres Echo aus den Bergen stets einkomponiert ist, zum Grooven und Swingen. Das ist keine Musik von jemandem, der Jodler nicht liebt oder sie gar zu hassen gelernt hat. Er steckt die Jodler jedoch – mit allem Respekt – in ein anderes Zeit- und Stilgewand. Und da kommt das Element Geist ins Spiel: Über reinen Klangwitz geht es weit hinaus, denn die growlende Posaune, die etwa im Kogler mit einer sich behäbig-idyllisch in die Höhe schwingenden Melodie in Beziehung tritt, ist nicht bloß ein klanglicher Schmunzel-Effekt, sondern bringt den Alpensound mit dem Blues zusammen; das Archaische, in dem viel Schmerz und viel ungekünstelte Schönheit zugleich steckt, ist die gemeinsame Ebene.
Noch so hoch angesiedelte Töne haben bei Christian Muthspiel stets einen tieferen Grund. Besonders eindringlich stellt sich die Vielschichtigkeit dieser Stücke in den Kompositionen über Gedichten des österreichischen Lautpoeten Ernst Jandl (1925 bis 2000) dar, die der Komponist auch in unzähligen Konzerten solo als Multiinstrumentalist auf Posaune, Klavier, E-Piano, Vocoder, diversen Flöten, Spielzeuginstrumenten, Loops und mit seiner Stimme interpretiert hat. zertretener mann blues heißt eines dieser Gedichte; die Stimme des Dichters selbst schildert aus der Ich-Perspektive monoton das gewaltsame Ende eines Nicht-Mitläufers in braunen Zeiten – und zwar vor dem trügerisch idyllischen Berg-Prospekt sublimierter Jodelchöre, was das vorgetragene Grauen noch unheimlicher macht. In schtzngrmm verdrängt sprachlich imitierter Kriegslärm die gemütliche Sonnigkeit sehr harmonischer Posaunenklänge. In drottl & demokratie wird vervielfältigte inhaltliche Einfalt des einen („drottl“) zur Bedrohung des anderen („demokratie“), kommentiert von raffiniert-bluesiger Traurigkeit am Klavier und mündend in dem von Jandl formulierten Wunsch, dass Ansichten „als Freunde“ auseinander gehen.
Das politische Weltgeschehen ist immer wieder präsent in diesem „Tagebuch“. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1989 formierte Christian Muthspiel sein „Octet Ost“ – mit Musiker:innen aus ehemaligen Staaten des Warschauer Paktes: Sie kamen aus Bulgarien, der DDR, Polen, Rumänien, der Sowjetunion, der Tschechoslowakei und Ungarn. (Bei etwas späteren Zusammentreffen des Ensembles hießen einige der Länder bereits ganz anders.) Es waren so berühmte Jazzstimmen dabei wie diejenigen des Trompeters Tomasz Stańko, der Sängerin Sainkho Namtchylak, des Bassisten Klaus Koch und des Schlagzeugers Wladimir Tarasov. Die über zehn Minuten lange Aufnahme II aus dem Jahr 1990 ist von diesem bemerkenswerten Ensemble zu hören. Ein ähnlich ungewöhnliches Projekt Muthspiels hieß „Motley Mothertongue“. Das Adjektiv „motley“ bedeutet „buntgescheckt“. Genau das trifft auf die musikalische Muttersprache eines Künstlers zu, der sowohl in der klassischen Musik als auch im Jazz solide bewandert ist. Komplex Komponiertes und Improvisiertes sowie eine klassische und eine Jazz-Gesangsstimme trafen in dieser Formation aufeinander. Sie interpretierte Musik von einem, der, so Muthspiel, „sich nicht überlegen wollte, ob man Schubert lieber mag als Prince und Prince lieber als John Coltrane“ – der Sound einer Generation, „deren Muttersprache das Mehrsprachige ist“. Wenn Christian Muthspiel gelegentlich gefragt wurde, wo er sich denn mehr zuhause fühle, im Jazz oder in der Klassik, sagte er gern: „In der Steiermark“.
Die größte Besetzung auf dieser Doppel-CD ist das noch sehr junge, 17-köpfige „Orjazztra Vienna“, das hauptsächlich aus Musiker:innen besteht, die eine ganze Generation jünger sind als der Leiter. Das relativ kurze Stück Homecoming zeigt die ganz eigene Jazz-Orchestersprache, zu der die Musiker:innen und Christian Muthspiel fähig sind: komponierter Klang jenseits jeder Big-Band-Konvention – ausführlicher zu entdecken auf einer gleichzeitig erscheinenden Orjazztra-Doppel-CD, die so heißt wie diese Komposition.
Einige Herz-Stücke dieser Kompilation stammen von ganz kleinen Besetzungen. Das Duo mit dem Bassisten Steve Swallow gehört dazu, jenem Feingeist auf dem E-Bass, der ein enormes Gespür für groovende Elastizität mit einem besonders weiten musikalischen und intellektuellen Horizont zusammenbringt. Steve Swallow und dessen Lebensgefährtin, die Pianistin und Komponistin Carla Bley, zählen zu Christian Muthspiels besonders wichtigen Einflüssen. Unter anderem (F)all Blues ist ein Stück im Duo mit Swallow, eines, das zugleich an Miles Davis und an den Herbst erinnert, denn es war eines jener einfachen Stücke des Albums „Simple Songs“, mit denen sich Muthspiel nach einem Hörsturz wieder ins aktive Musikleben zurück spielte, geschrieben in herbstlicher innerer Stimmung. Das Ur-Duo, aus dem Vieles wuchs, das Christian Muthspiel musikalisch gemacht hat, ist dasjenige mit seinem Bruder Wolfgang. Neben Dancing & Jumping (mit dem Knistern von Vinylplattenrillen als rhythmischem Loop) und Fallallallaa, zwei Adaptionen eines Renaissance-Madrigals von Hans Leo Haßler, sind hier auch zwei musikalische Verbeugungen vor Werken des amerikanischen Malers Cy Twombly zu hören (Solon I und Tiznit): Dessen sehr sinnliche und kraftvolle, zugleich reduzierte Kunst eines abstrakten Expressionismus setzten die beiden Brüder in dichter Lebendigkeit um. Ein schöner Kontrast dazu, aus einer ganz anderen Welt: das Stück Du Annamirl Du, wieder mit den beiden Brüdern, diesmal mit Wolfgang Muthspiel als beachtlichem Geiger. Von einem weiteren Duo, diesmal mit zwei auf mehrstimmiges Spiel spezialisierten Posaunen, stammt der 1989 aufgenommene Second Song, komponiert von Co-Posaunist Roland Dahinden.
Einige sehr bedeutende Einträge dieses „Diarys“ sind mit zwei österreichischen Musikern verbunden, die für die beiden Muthspiel-Brüder wichtige Mentoren waren: Gitarrist Harry Pepl und Vibraphonist Werner Pirchner, einst gemeinsam aktiv als „Jazzzwio“. Beide waren immens einflussreiche Figuren in der österreichischen Szene, Werner Pirchner war auch als Gestalter der „Signations“ (also der Kennmelodien) des Kultursenders Ö1 Vorbild Christian Muthspiels, von dem die aktuellen Signations stammen. Das Trio Muthspiel-Tortiller-Breinschmid ist hier zu hören mit Harry Pepls hinreißender Komposition Against The Wind, Werner Pirchners Hosent’Raga, dem längsten Stück dieser Doppel-CD, sowie auch mit Homesick, der Komposition eines „weltoffenen Tirolers, der immer in Tirol blieb“ (Muthspiel über Pirchner).
Eine Sonderstellung auf dieser Doppel-CD nimmt die schlichte Jazzballade Hanne ein, die Christian Muthspiel im Trio mit den amerikanischen Größen Gary Peacock und Paul Motian zum leisen Leuchten bringt.
Zweieinhalb Stunden Musik mit vielen Überraschungsmomenten und viel Unter- und Hintergrund: Auch für die Hörer:innen eine Einladung zur musikalischen Archäologie. Er wolle „Spuren der Verführung legen“, sagt Christian Muthspiel. Verführung ist auf unterschiedlichste Art möglich, was etwa die politische Geschichte der Menschheit auf dramatische Art gezeigt hat. Die musikalische Verführung durch einen, der Tränen zum jazzigen Tanzen bringt, auf der Posaune hingebungsvoll jodeln kann, Jandls Ernst begriffen und weitergeführt hat, die Sprache der Berge und des Blues spricht und definitiv ein weltoffener, in Österreich gebliebener Österreicher ist, hat gute Chancen, sich als nachhaltiges Vergnügen herauszustellen.
Linernotes by Roland Spiegel
Many tonal languages – one sound
Christian Muthspiel’s “diary” with recordings spanning 33 years
Brass instruments yodel. An electric bass lays down a groove to a Renaissance theme. A marimba, a vibraphone and a piano fashion a shimmering mosaic of sound over a tender, melancholic melody. A choir on an old record sings of “Tanzen und Springen”; a trombone and an electric guitar turn it into souly “dancing and jumping”. Overtone singing resounds. Recorders skip and dance in what only appears to be an old-worldly fashion. A violin and a throaty trombone play a hearty folk tune. A poet’s voice imitates the rhythmic rattle of murderous machine gun fire. Edgy and euphonious, forever repeated like a chant, a sentence marches up in a parade of ever earthier dialects. A multi-piece jazz orchestra constructs a complex soundscape of melancholic, ambiguous beauty. A Fender Rhodes piano steeps the soul in blues.
A multitude of tonal languages, of moods, of worlds. Comprising sounds of diverse origins and textures, the music on these two CDs conjures up a cornucopia of colour in the mind’s eye. But in truth, the many worlds represented here are all one and the same. What we have in these two hours and 27 minutes can, if you will, be viewed as one single, grand composition. The trombonist, pianist, composer and band leader Christian Muthspiel has gathered 32 recordings here, spanning 33 years from 1989 to 2022. But rather than arranging them chronologically, he has based the dramaturgy of this double album on his own personal listening preferences, presenting pieces recorded many years apart right next to each other. Having ventured on a voyage of discovery in his work, the creator of these worlds of sound is now inviting us to discover for ourselves what he has brought to light.
Christian Muthspiel’s music is to a large extent informed by his family background. Born in the Austrian province of Styria in 1962, his father was the manager of a printing house as well as – in his spare time, but all the more passionately for it – directing a choir. Music was part of everyday life in the Muthspiel family, with both the parents and the four siblings making music and singing regularly, above all Alpine folk music and yodellers. And the record player provided Renaissance choral music on an almost daily basis. The brothers Christian and Wolfgang Muthspiel describe this mix of genres as the “soundtrack of their childhood”. Wolfgang, one of the world’s most sought-after jazz guitarists, formed a jazz duo with Christian, which existed for 25 years. Christian became a trombonist, pianist, band leader, composer and, not least, conductor of classical orchestras. Alpine folk – “Volksmusik” – and Renaissance music have remained major influences in Christian Muthspiel’s work. “I guess my exposure to the polyphony of the Renaissance played a large part in my getting involved with jazz at some point,” he says. “In both cases, there is an equivalence of voices. Treating all voices as having equal weight and value, with no distinction between foreground and background, main and secondary voices, has a lot to do with different forms of improvisational interplay.”
In the 32 recordings here, these two formative influences can sometimes be heard directly and sometimes manifest in different ways. In many of the pieces, solo and accompaniment are firmly intermeshed, rather than conforming to the tried and tested model of soloist plus rhythm section. Most of the recordings make do without drums. Christian Muthspiel also speaks of the “joy of polyphony” when going through his work of the past decades. It can be found everywhere: most obviously in the various tributes to the English Renaissance composer John Dowland – in pieces that have “tears” in their title, also in the word´s historical spelling “teares” – and in the yodellers arranged for jazz ensemble.
The Dowland tributes sound surprisingly natural, casually fusing thematic expositions that can sound very much like historical music with splendidly dovetailed improvisations. These pieces seem to have grown organically, which is also due to the pedigree of the band members represented here: the unostentatious American bass player Steve Swallow, the French vibraphonist Franck Tortiller, the Swiss flugelhorn and trumpet player Matthieu Michel and, in one case, the bassist and fellow Austrian Georg Breinschmid – all musicians with a remarkable sense of sound and structure. In a piece like Tears of Love, Renaissance polyphony is reflected in the four musicians’ improvisations, which share an equal status and proceed hand in hand rather than competing with each other.
The yodellers highlight two essential qualities of Christian Muthspiel’s work: love and spirit. These yodellers – taken from the programme of the European-American “Yodel Group”, with which the band leader has toured multiple times over many years, as he did with most of his formations – are by no means parodies. Rather, they celebrate the beauty of triads, flawlessly played by wind instruments, and joyfully whooping melodies. And they introduce groove and swing into this gem of alpine music heritage, which can never do without at least one imaginary echo from the mountains. The respect with which Muthspiel dresses his yodellers in the garb of a different time and style testifies to the fact that this music was not written by someone who isn’t passionate about yodellers, let alone has learned to hate them. And that is where the element of spirit comes into play: It’s much more than just musical humour when, for example, the growling trombone in Kogler enters into a dialogue with an idyllic, sedately rising tune; rather, the sound of the Alps merges with the blues here, their common ground being the archaic, full of pain and uncontrived beauty alike.
With Christian Muthspiel, even the most elevated notes always have a deeper meaning. The multi-dimensional nature of these pieces is particularly apparent in the compositions on poems by the Austrian sound poet Ernst Jandl (1925 to 2000), which the composer has also interpreted in countless solo concerts as a multi-instrumentalist on trombone, piano, electric piano, vocoder, various recorders, toy instruments, loopers and voice. In one of these, zertretener mann blues, the voice of the poet himself describes, in monotonous delivery and first-person narrative, the violent end of a dissenter under the Nazi regime, the deceptively idyllic Alpine image of sublime yodel choirs adding a further layer of horror to the recited tale. In schtzngrmm, language imitates the sound of war, displacing the sunny, dulcet tones of a harmonious trombone. In drottl & demokratie, the proliferated simple-mindedness of the one (the “drottl”, or “idiot”) is a threat to the other (“demokratie”), mournfully remarked upon by an ingenious, bluesy piano and culminating in Jandl stating his wish for differing views to “part as friends”.
World political events recur time and again in this “diary”. After the fall of the Iron Curtain in 1989, Muthspiel formed his “Octet Ost” with musicians from former Warsaw Pact countries: Bulgaria, Czechoslovakia, East Germany, Poland, Romania, the Soviet Union and Hungary. (At later meetings of the ensemble, some of these countries had already changed their names.) The octet’s members included such jazz luminaries as trumpeter Tomasz Stańko, vocalist Sainkho Namtchylak, bassist Klaus Koch and drummer Vladimir Tarasov. This remarkable ensemble is represented here with II, a recording from 1990 that is more than ten minutes long. Equally unusual is Muthspiel’s “Motley Mothertongue” project, “motley” being an apt descriptor for the musical mother tongue of an artist who is as well versed in the classical vernacular as in jazz. Complex compositions and improvisation, a classical and a jazz voice met in this formation, which interpreted music by someone who, according to Muthspiel, “didn’t want to think about whether you preferred Schubert to Prince and Prince to John Coltrane” – the sound of a generation “whose mother tongue is the multilingual”. Asked, as he occasionally was, whether he felt more at home in jazz or in classical music, he was apt to reply: “in Styria”.
The largest formation on this double album is the still young 17-piece “Orjazztra Vienna”, which consists of musicians most of whom are a whole generation younger than their leader. The relatively short Homecoming showcases this jazz orchestra’s very particular language, which both its members and Christian Muthspiel are fluent in: composed sound beyond that of any conventional big band – to be discovered on the simultaneously released “Orjazztra” double album to which this track has given its name.
Some of the key pieces on the present compilation stem from very small formations. One of those is the duo with bass player Steve Swallow, that aesthete on the electric bass, who unites an immensely graceful, elastic groove with a vast musical and intellectual horizon. Steve Swallow and his life partner, the pianist and composer Carla Bley, are among Christian Muthspiel’s major influences. One of the duo pieces with Swallow, (F)all Blues, is reminiscent of both Miles Davis and autumn. Written in an autumnal inner mood, it is one of those pieces from the album “Simple Songs”, which marked Muthspiel’s return into active musical life after an acute hearing loss. The ur-duo, the seedbed for much of Christian Muthspiel’s creative output, is the one with his brother Wolfgang. Besides Dancing & Jumping (with the crackling of vinyl in a rhythmic loop) and Fallallallaa – two adaptations of a Renaissance madrigal by Hans Leo Haßler – there are two musical tributes to works by the American painter Cy Twombly: Solon I and Tiznit. Here, the two brothers have translated Twombly’s sensual and powerful yet simplified abstraction into a feast of concentrated vitality. Du Annamirl Du, by contrast, stems from a different world altogether; again with the two brothers, and Wolfgang proving his skill on the violin. Second Song, a piece from another of Muthspiel’s duos, featuring two trombones specialised in multiphonic playing, was composed by co-trombonist Roland Dahinden and recorded in 1989.
Some of the most prominent entries in this “diary” are associated with two Austrian musicians who were important mentors for the two Muthspiel brothers and once performed together as the “Jazzzwio”: Guitarist Harry Pepl and vibraphonist Werner Pirchner. Both were immensely influential in the Austrian scene, and Werner Pirchner was also Muthspiel’s role model and predecessor as the composer of the jingles and signations of Ö1, Austrian´s largest public radio station for culture and music. The Muthspiel-Tortiller-Breinschmid trio can be heard here with Harry Pepl’s stunning composition Against The Wind, Werner Pirchner’s Hosent’Raga – the longest piece on this double album – and Homesick, the composition of a “cosmopolitan Tyrolean who stayed in Tyrol” (Muthspiel on Pirchner).
And then there is the unpretentious jazz ballad Hanne, to which Christian Muthspiel brings a glow of modest beauty in trio formation with the American greats Gary Peacock and Paul Motian.
Two and a half hours of music that hold many surprises, plenty of depth and history and an invitation to the listener to venture on a journey of discovery. Muthspiel says that he wants to “lay a trail of seduction”. And seduction can be practised in many ways, as the political history of humankind has dramatically demonstrated. The seduction through music by one who entices tears to dance, can yodel with abandon on the trombone, has grasped and built on Jandl’s sincerity, speaks the language of the mountains and the blues and is clearly a cosmopolitan Austrian who stayed in Austria has a good chance of proving a lasting pleasure.
(translated by Dominik Kreuzer)
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